Zwischenwelten by Mariette Aerts

Zwischenwelten by Mariette Aerts

Autor:Mariette Aerts
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Baumhaus
veröffentlicht: 2012-06-12T22:00:00+00:00


Tio bummelt missmutig an den Wagen und Zelten vorbei.

Er hat die letzte Vorstellung hinter sich. Sie hatten heute sechs, und er hat sie alle – ungeduldig, gelangweilt und letzten Endes beunruhigt – durchgestanden.

Ayse ist den ganzen Tag nicht aufgetaucht. Ob sie wohl Hausarrest hat? Vielleicht, weil sie gestern Abend viel zu spät nach Hause gekommen ist? Sie wird doch nicht plötzlich beschlossen haben, nicht mehr durch die Kiste und in die seltsame Welt zu gehen? Nein, das kann er sich nicht vorstellen. Sie ist ganz sicher genauso neugierig wie er auf die neuen Welten, die sie dort erwarten.

Ein aufflackerndes Lagerfeuer zieht seine Aufmerksamkeit auf sich.

Als er näher kommt, sieht er, dass es Buba ist, der das Feuer mit vielen kleinen Zweigen füttert. Aus irgendeinem Grund hatte Tio das bereits vermutet, denn er hat noch nie vorher jemanden von der Wanderbühne auf den Plätzen, die ihnen zugewiesen wurden, ein Feuer machen sehen. Buba bricht mit seinen starken Händen einen Ast mitten durch, und bevor er das eine Stück ins Feuer legt, schaut er kurz hoch. Heute Abend trägt er seine dunkle Sonnenbrille nicht, und der scharfe Blick aus seinen funkelnden Augen bohrt sich in Tios.

Tio macht sich gar nicht erst die Mühe zu fragen, ob er sich dazu­setzen kann. Er geht in die Knie und lässt sich im Schneidersitz neben dem Mann im trockenen Gras nieder. »Darfst du das?«, fragt er und zeigt auf das Feuer.

Buba schaut sich gleichmütig um, dann lächelt er Tio an. »Siehst du irgendwo einen Polizisten?« Er zeigt auf den Kranz von Steinen, den er um das Feuer gelegt hat. »Es ist sicher, und da vorne ist ein Wassergraben, aus dem ich es nachher wieder ordentlich löschen kann.«

»Dann ist ja gut.« Tio lächelt auch. Eine Weile blickt er in die Flammen und sagt dann: »Wir sind Micky begegnet. Hugo ist immer noch verschwunden.«

Buba sagt nichts.

»Ayse hat bei den Runji im Gefängnis gesessen. Zum Glück nicht lange. Die sind vielleicht ein seltsames Volk, die Runji.« Er runzelt finster die Stirn und fügt hinzu: »Und gar nicht so ungefährlich.«

Auch dazu sagt Buba nichts.

»Trotzdem haben Ayse und ich für heute verabredet, wieder zurückzugehen«, redet Tio weiter, »aber sie ist nicht aufgetaucht. Vielleicht durfte sie nicht von zu Hause weg, oder vielleicht musste sie auch irgendwo hin. Ich hoffe aber, dass sie morgen wieder kommt. Ich fände es total schade, wenn …« Er beißt sich auf die Lippe. »Ich kann natürlich auch alleine gehen und nachsehen …« Fragend schaut er Buba an. »Aber das wäre doch nicht dasselbe. Ich kann zwar Micky suchen, aber wer weiß, in welcher Welt die inzwischen steckt. Kann sein, dass ich sie nirgends finde, und möglicherweise laufe ich auch noch dem verrückten Hugo über den Weg.« Er hört sich selbst schwatzen und schweigt.

Buba stochert mit einem Stock im Feuer. Goldene Funken stieben nach allen Seiten auf.

»He«, erklingt eine Stimme hinter Tio, »seid ihr auch vorsichtig?« Tio schaut sich um. Es ist sein Vater, und er hat offenbar vor, sich zu ihnen zu setzen. Tio knurrt etwas Unverständliches.



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